Differentialindikationen der Einzelzahnversorgung: Orientierungshilfen im Continuum Füllung – Inlay – Teilkrone/Veneer – Krone

Die Versorgung von Zahnhartsubstanzdefekten zählt nach wie vor zu den häufigsten zahnärztlichen Maßnahmen, auch wenn sich die Verteilung der Ursachen für die Substanzdefekte im Laufe der Zeit verändert hat. Bei etwa 60% der restaurativen Maßnahmen handelt es sich um Ersatzversorgungen. Ein stark wachsendes Indikationsgebiet restaurativer Maßnahmen sind ästhetische Korrekturen zur Verbesserung von Zahnform und Zahnstellung. In den vergangenen zwanzig Jahren konnten bei der Entwicklung zahnfarbener, metallfreier Restaurationsmaterialien wie auch auf dem Gebiet der Adhäsivtechnik, speziell bei der Dentinhaftung, große Fortschritte erzielt werden. Die neuen Möglichkeiten, die sich dadurch eröffnet haben, machen eine kritische Hinterfragung der traditionellen Entscheidungspfade bei der Auswahl von Restaurationsverfahren unausweichlich. Wo alte Konzepte in Frage gestellt werden, regt sich häufig Widerstand. Si ist speziell die Frage, ob direkte oder indirekte Restaurationstechniken besser geeignet sind ("Füllung oder Krone?"), immer wieder Gegenstand kontroverser Auseinandersetzungen, die nicht selten an Glaubenskriege erinnern. In Wirklichkeit entzieht sich die Beantwortung der Frage "direkt oder indirekt" pauschalen Schwarz-Weiß-Betrachtungen. Dies beginnt bei der Größe des Defekts, zumal dank der verbesserten Wirksamkeit der Adhäsive auch größere direkte Restaurationen sicher und dauerhaft am Zahn verankert werden können. Zu berücksichtigen sind außerdem biologische Aspekte (Schonung gesunder Zahnsubstanz, Auswirkungen auf das Pulpa-Dentin-System), wirtschaftliche Überlegungen (Zahnarzt, Patient, Gesellschaft), die Frage der technischen Machbarkeit (Zugänglichkeit, Kontaminationskontrolle) und die verfügbare Evidenz zu Haltbarkeit und Langzeiterfahrung. Ziel des Vortrags ist es nicht, neue Dogmen aufzustellen, sondern dem praktisch tätigen Zahnarzt wissenschaftlich basierte Orientierungshilfen für optimale individuelle Therapieentscheidungen zu geben.

Freitag, 12. November 2010
Zeit: 14:00-14:30 Uhr
Ort: Forum, Panorama 3
Ebene/Etage: 1
Prof. Dr. Bernd Haller

Prof. Dr. Bernd Haller 
 
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