Histopathologische Diagnostik und Differentialdiagnose des Lichen und der blasenbildenden Läsionen der Mundschleimhaut

Der orale Lichen planus (OLP) gilt mit einer Frequenz von 0,25-0,5% der Weltbevölkerung als eine häufige Erkrankung, der vermutlich eine T-zell-vermittelte autoimmune Genese zugrunde liegt und deren malignes Entartungspotential mit 0,3-3% angegeben wird. Zwei Drittel der Betroffenen sind Frauen. Die häufigsten Lokalisationen in der Mundhöhle sind die Wangenschleimhaut, die Zunge und die Gingiva. Die mittlere Erkrankungsdauer liegt zwischen 1 und 5 Jahren. Klinisch werden 6 verschiedene Typen unterschieden: der retikuläre, der papulöse, der Plaque-artige, der atrophe, der bullöse und der erosive Lichen planus. Differentialdiagnostisch sind die medikamenten- und materialinduzierten lichenoiden Reaktionen (orale lichenoide Läsion, OLL) und der orale Lichen planus pemphigoides einerseits neben den eigenständigen blasenbildenden Läsionen der Mundhöhle, dem Pemphigus vulgaris, dem paraneoplastischen Pemphigus, dem Schleimhautpemphigoid und dem Erythema multiforme andererseits abzugrenzen. Die Diagnose des OLP umfasst nach den revidierten WHO-Kriterien von 2003 sowohl klinische als auch histopathologische Kriterien. Klinisch wird ein OLP diagnostiziert, wenn bilaterale symmetrische Läsionen, ein retikuläres Muster grauweißer Linien und erosive, atrophe, bullöse bzw. plaque-artige Veränderungen vorliegen. Die histopathologische Diagnose basiert auf dem Nachweis eines bandartigen Lymphozyten-prädominanten Entzündungszellinfiltrats und einer lytischen Degeneration der Basalzellschicht bei Fehlen einer Epitheldysplasie. Es konnte gezeigt werden, dass die strikte Anwendung dieser Kriterien die diagnostische Sicherheit des OLP, auch in der Abgrenzung gegenüber einer OLL erhöht.

Samstag, 13. November 2010
Zeit: 9:50-10:10 Uhr
Ort: CC, Illusion 1+2
Ebene/Etage: C3
Dr. Stephan Schwarz-Furlan

Dr. med. 
Stephan Schwarz-Furlan 
 
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