Aktuelle Aspekte der medikamentösen Therapie des Lichen der Mundschleimhaut

Der orale Lichen planus (OLP) zählt zu den häufigsten Mundschleimhauterkrankungen mit unklarer Ätiologie. Es handelt sich um eine chronisch entzündliche muko-kutane Erkrankung, die ca. 1-9% der Bevölkerung befällt. Pathogenetisch spielen zytotoxische CD8+ T-Zellen, die eine Apoptose basaler Keratinozyten der Mukosa induzieren, eine zentrale Rolle. Das klinische Spektrum des oralen Lichen umfasst unterschiedliche Varianten, wobei der erosive Lichen aufgrund stark ausgeprägter klinischer Sympotomatik mit schmerzhaften erosiven Läsionen am bedeutsamsten ist. Gegenwärtig existiert keine kurative Therapiemöglichkeit des erosiven oralen Lichen planus. Sämtliche Therapieoptionen sind symptomatisch und häufig hinsichtlich Wirksamkeit und Dauer der Remissionen unbefriedigend. Die Mehrzahl der Therapien sind empirisch und basieren auf der lokalen Applikation von Glucokortikoiden; plazebo-kontrollierte randomisierte Therapiestudien des erosiven oralen Lichen planus sind selten. Aufgrund der geringen Effektivität dieser Therapie wurde in den vergangenen Jahren die lokale Applikation von Calcineurin-Inhibitoren als potentielle Therapieoption geprüft.

Eine topische Anwendung von Calcineurin-Inhibitoren ist für die Mehrzahl der Patienten gut verträglich. Befürchtungen der FDA hinsichtlich einer erhöhten Inzidenz von Lymphomen und Hautkarzinomen nach topischer Appplikation von Pimecrolimus oder Tacrolimus bei Patienten mit atopischer Dermatitis wurden bislang nicht bestätigt.

Die bisherigen Studienergebnisse zeigen dem Kliniker, dass es für den schwierig zu therapierenden erosiven oralen Lichen planus nach Ausschöpfung aller Therapiekonzepte mit der topischen Applikation eines Calcineurin-Inhibitors möglicherweise eine wirksame Therapieoption zur Verfügung steht. Berücksichtigt werden muß jedoch die Tatsache, dass es sich bei topischer Anwendung eines Calcineurin-Inhibitors im Bereich der Mundhöhle um einen Off-Label-Use handelt, der, falls er medizinisch geboten ist, einen erhöhten Sorgfaltsmaßstab erfordert.

Sonnabend, 13. November 2010
Zeit: 11:30-12:00 Uhr
Ort: CC, Illusion 1+2
Ebene/Etage: C3
Prof. Dr. Dr. André Eckardt

Prof. Dr. Dr. 
André Eckardt 

PD Dr. Dr. Oliver Driemel

PD Dr. Dr. 
Oliver Driemel 
 
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