Logo Deutscher Zahnärztetag Prof. Dr. Helmut Heseker (Paderborn)

Prof. Dr. Helmut Heseker (Paderborn)

Ist der Risikopatient adipös?

 
Übergewicht, Adipositas und Folgekrankheiten sind im Erwachsenenalter weit verbreitet. Heute sind in Deutschland normalgewichtige Frauen ab dem 55. und Männer bereits ab dem 35. Lebensjahr in der Minderheit. Bewegungsmangel und eine an den verringerten Energieverbrauch nicht angepasste Ernährung wurden als Hauptursachen dieser Entwicklung identifiziert. Ein verändertes Ernährungs- und Bewegungsverhalten machen es immer schwieriger, dauerhaft eine ausgeglichene Energiebilanz zu erreichen. Daher ist die Ausbildung von Übergewicht und Adipositas in Zeiten des Nahrungsüberflusses und des Bewegungsmangels (fast) als ein Normalzustand anzusehen, wenn nicht bewusst gegen gesteuert wird. Adipositas ist als eine natürliche, physiologische Reaktion auf eine chronisch-positive Energiebilanz anzusehen.

Neben den akuten gesundheitlichen bzw. ernährungsmedizinischen Konsequenzen (verminderte körperliche Leistungsfähigkeit, orthopädische, neurologische, pulmonale, metabolische sowie endokrine Störungen), hat eine Adipositas – besonders wenn diese früh im Leben eintritt – erhebliche ökonomische und psychosoziale Folgen. So ist die durchschnittliche Lebenserwartung von adipösen Menschen nicht nur durch kardiovaskuläre Erkrankungen und Typ 2 Diabetes mellitus sondern auch durch Krebserkrankungen erheblich reduziert.

Einerseits treten aber bei 25-30% der adipösen Menschen keine adipositasbedingten Stoffwechselveränderungen auf, während andererseits mitunter auch normalgewichtige Menschen neben einer Fettleber und Insulinresistenz das Vollbild eines metabolischen Syndroms entwickeln. Erklärungsansätze für dieses Paradoxon werden vor dem Hintergrund aktueller Studienergebnisse diskutiert.
 
 
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