Logo Deutscher Zahnärztetag Prof. Dr. Dr. Dr. Dominik Groß (Aachen)

Prof. Dr. Dr. Dr. Dominik Groß (Aachen)

Zahnärztliche Schweigepflicht und Loyalitätskonflikte in Anbetracht einer minderjährigen schwangeren Patientin

 
Falldiskussion 1:

Zahnarzt Dr. EH behandelt seit über 20 Jahren alle Mitglieder der Familie Müller. Dr. EH unterhält mit der Familie auch privaten Kontakt: EH und Vater Ernst Müller (EM), ein evangelischer Theologe in den Fünfzigern, kennen sich noch aus Kindergartenzeiten, und auch ihre Kinder verkehren teilweise im selben Freundeskreis.
An einem Montagvormittag stellt sich die knapp 17-jährige, aufgeweckte Tochter von EM mit pulpitischen Beschwerden an Zahn 45 vor; ihre Mutter hat sie kurzfristig vom Gymnasium abgeholt, zur Praxis chauffiert und nimmt derweil im Wartezimmer Platz.
Dr. EH ordnet ein Röntgenbild an, und die Fachangestellte bittet die Patientin – wie stets vor Röntgenaufnahmen – um eine Unterschrift, die bestätigt, dass keine Schwangerschaft vorliegt. Die Patientin reagiert verstört und gibt an, am heutigen Tag nicht geröntgt werden zu wollen. Die Fachangestellte erklärt ihr die Relevanz der Maßnahme, worauf die Patientin in Tränen ausbricht. Dr. EH wird dazugerufen, und die Patientin eröffnet ihm tränenüberströmt, dass sie schwanger sei. Ihre Eltern dürften nichts davon erfahren, zumal sie noch nicht entschieden habe, ob sie "das Kind haben wolle"; schon deshalb wolle sie ihre Eltern "nicht unnötig beunruhigen". Dabei verweist sie mit Nachdruck auf die zahnärztliche Schweigepflicht. Dr. EH ist bedrückt und ratlos.

Klärungsbedarf (Falldiskussion)
1. Wie ist der Verweis der Patientin auf die zahnärztliche Schweigepflicht zu beurteilen?
2. Welchen Weg soll der Zahnarzt einschlagen?
 
 
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