Logo Deutscher Zahnärztetag Prof. Dr. Dr. Dr. Robert Sader (Frankfurt am Main)
Prof. Dr. Dr. Dr. Robert Sader (Frankfurt am Main)

Zunehmende Kindesvernachlässigung im Falle eines sechsjährigen zahnärztlichen Patienten

Samstag, 10. November 2012
Zeit: 11:45-12:30 Uhr
Ort: Forum, Analog
Ebene/Etage: 0

Der zu diskutierende Fall:

Die Stuttgarter Zahnärztin Dr. A.G. sorgt sich seit einiger Zeit um Lukas, einen 6-jährigen Patienten: Seit zwei Jahren wird der Junge wiederholt kurzfristig zur Schmerzbehandlung in der Praxis vorstellig; Vereinbarte Termine werden dagegen nicht wahrgenommen.
Lukas leidet an den Folgen einer Early Childhood Caries. Keiner der noch verbliebenen Milchzähne ist kariesfrei, die Mundhygiene ist insuffizient. Der Vater des Jungen hat sich vor zwei Jahren von der Mutter getrennt und lebt nun in Greifswald. Er schien bis zur Trennung für die - damals noch etwas bessere - Zahnpflege des Kindes zuständig zu sein. Die Mutter weist nach Einschätzung der Zahnärztin eine geistige Minderbegabung auf und scheint mit der Erziehung von Lukas überfordert. Auf die Frage der Zahnärztin, ob sie sich nicht "Hilfe von außen holen wolle", reagiert die Mutter uneinsichtig. Dr. A.G. fürchtet um die bleibenden Zähne, macht sich aber auch ganz grundsätzliche Sorgen um die weitere Entwicklung des Kindes, das neben Zeichen einer Fehlernährung auch Hinweise auf eine zunehmende Ver-wahrlosung (schmutzige Kleidung, schlechte Körperhygiene, leicht filzige Haare, Hautver-änderungen) zeigt.

Die Zahnärztin hat zunehmend das Gefühl, dass es medizinisch und ethisch geboten wäre zu handeln. Doch welches Vorgehen ist angemessen: Soll sie den Druck auf die Mutter erhöhen? Soll sie den Vater in Greifswald kontaktieren und, wenn ja, heimlich oder nach Ankündigung gegenüber der Mutter? Soll sie den Kinderarzt anrufen und, wenn ja, braucht sie dafür die Erlaubnis der Mutter? Oder soll sie das zuständige Jugendamt einschalten?
 
 
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