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Freitag, 8. Nov. 2013
Zeit: 09:40-09:50 Uhr
Ort: Forum, Substanz
Ebene/Etage: C

Aufgrund der steigenden Lebenserwartung gewinnt die Gerontostomatologie immer mehr an Aktualität. Bei Senioren ist das Knochenangebot oft durch frühere Zahnextraktionen, langzeitige Anwendung von herausnehmbaren Zahnprothesen oder auch aus physiologischen Alterungsgründen, besonders im Bereich der Alveolarfortsätze stark reduziert. Oft kann in solchen Fällen aber der gewünschte Kaukomfort nicht allein mit gerontoprothetischen Maßnahmen erreicht werden. Bei der Therapieauswahl kommen unter Vorbehalt des atrophierten Oberkiefers sämtliche implantologische Optionen.

Bis jetzt wurde in der Literatur für komplexe teilprothetische Versorgungen und Implantate keine Altersgrenze definiert. Nach Nitschke und Hopfenmüller (1996) sind 3 Kriterien: Therapiefähigkeit, Mundhygienefähigkeit und Eigenverantwortlichkeit nach dem Anamnesegespräch abzuschätzen. Damit wird die zahnmedizinische funktionelle Kapazität des Patienten bewertet. Gleichzeitig muss der Behandler, insbesondere bei augmentativen Verfahren, auch altersbedingte anatomische und physiologische Besonderheiten der Kieferhöhle kennen und in die Langzeitprognose der Augmentation einbeziehen. Die lebenslang wachsende Kieferhöhle und die Hormonumstellung in der Menopause (mit konsekutiver Osteoporose), machen insbesondere den Oberkiefer instabil. Aus hals-nasen-ohrenärztlicher Sicht ist die Erhaltung der Sinus-Homöostase und Drainage für die Ausheilungsprozesse nach einem Augmentationsverfahren hochrelevant. Patienten mit chronischer Sinusitis, pathologischen Gewohnheiten (Nikotinabusus oder Privinismus) und Aeroallergien, die zur Beeinträchtigung der Funktion des respiratorischen Flimmerepithels in der Kieferhöhle führen, haben bei solchen Verfahren ein hohes Misserfolgsrisiko. Verletzungen der Kieferhöhlenschleimhaut, wie bei Mund-Antrum-Fisteln oder nach Caldwell-Luc Situationen sind unbedingt zu vermeiden. Chronische Kieferhöhlenprozesse, insbesondere häufige Pilzsinusitiden bei Senioren, sind präoperativ auszuschließen und zu sanieren.

Die Behandlungsplanung in der Implantologie sollte sich nicht nur an gesunden Erwachsenen orientierten, sondern auch entsprechende Therapiekonzepte für Senioren definieren.

 
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