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Premiumpartner2014

57 Dentaurum – Dentale Technologien 2. Frühbehandlung eines offenen Bisses Bei einem neunjährigen Jungen, den wir als zweiten Fall vorstellen wollen, liegt eine anla- gebedingte Störung vor. Er hat einen frontal offenen Biss (Abb. 7). Dieser wurde vermutlich durch ein falsches Schluckmuster, Zungenfehlfunktion sowie periorale Dyskinese und Sig- matismus interdentalis als exogene Faktoren noch verstärkt. Anamnestisch ließen sich keine weiteren Habits oder Zwangsfunktionen feststellen. Auf Grund der beschriebenen exogenen Faktoren war der Patient bereits seit Anfang 2012 in logopädischer Behandlung. An der Zahnposition änderte sich jedoch nichts. Dieser Umstand behinderte die weitere logopädische Behandlung. Dies war der Anlass, den Patien- ten zur kieferorthopädischen Behandlung zu überweisen. Der klinische Befund zeigte eine ausgeprägte Rücklage des Unterkiefers von mehr als einer Prämolarenbreite rechtsseitig (Abb. 8) und einer Prämolarenbreite linksseitig (Abb. 9). Die sagittale Stufe betrug einen Zentimeter (Abb. 10). Infolge der Proklination des oberen Frontzahnsegments fehlten den permanenten Schneidezähnen die approximalen Kontakt- punkte (Abb. 11). Einer der unteren permanenten Schneidezähne (Abb. 12), vermutlich 31, ist nicht angelegt. Anamnestisch zeigte sich, dass die Zähne 71 und 72 als Doppelzahn vorhan- den waren. Die starke Proklination der Frontzähne birgt eine höhere Gefahr von traumatischen Schä- digungen zum Beispiel in Folge von Stürzen. Aus diesem Grund sollte diese sagittale Stufe reduziert werden. Im Rahmen der GKV wird diese Korrektur auch als medizinisch notwen- dige Leistung nach KIG D5 als behandlungsbedürftig im Sinne einer Frühbehandlung vor der zweiten Wechselgebissperiode eingestuft. Nach der Erstvorstellung im Juni 2013 bekam der Patient im Juli 2013 eine Vorschubdop- pelplatte nach Schaneng (Abb. 13) eingesetzt. Mit Hilfe dieser herausnehmbaren Apparatur ist es möglich, die skelettale Nachentwicklung des Unterkiefers in sagittaler Richtung zu beeinflussen. Gleichzeitig wurde mit diesem Gerät der Oberkiefer in transversaler Richtung geweitet und so die Diskrepanz zwischen beiden Kiefern ausgeglichen (Abb. 7). Die Verän- derung in der Transversalen bewirkt zusammen mit dem Labialbogen der Vorschubdoppel- platte das Retrudieren der lückig stehenden proklinierten oberen Frontzähne. Durch die gute Mitarbeit des Patienten konnte bis zum Mai 2014 die sagittale Stufe auf drei bis vier Millimeter reduziert und ein leichter Frontzahnüberbiss erreicht werden (Abb. 14–17). Die positiven sagit- talen Veränderungen im Unterkiefer sind an der Stellung der Milcheckzähne und -molaren zu erkennen.

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