Indikation und Risiken der Lachgasanwendung

Die Inhalationssedierung mit einer Sauerstoff-Stickoxidul-Mischung wird in Deutschland bei Erwachsenen selten, häufiger jedoch in Kinderzahnarztpraxen angewendet. Im englischsprachigen Raum, in der Schweiz, in Skandinavien und in den Niederlanden hat sich die moderne Inhalationssedierung längst zur Unterstützung der Zahnbehandlung bei ängstlichen Patienten etabliert. Hierzulande ist die Methode mit Vorurteilen behaftet, weshalb sie hier in ihren Grundzügen erläutert werden muss.

In der Kinderzahnheilkunde ist die Inhalationssedierung bei gesunden, ängstlichen Patienten ab dem 4. Lebensjahr indiziert. Dabei müssen Compliance und emotionale Reife des Kindes so weit ausgeprägt sein, dass es sich freiwillig auf den Behandlungsstuhl legt und die Nasenmaske aufsetzt. Zwang sollte niemals angewendet werden. Bei der Behandlung mit Lachgas wird weder auf die lokale Betäubung noch auf die üblichen psychologischen verhaltensführenden Maßnahmen wie Tell-Show-Do (TSD), Ablenkung, hypnotische Sprachmuster usw. verzichtet. Die Hauptwirkungen sind Euphorie, Entspannung, Verlust des Zeitgefühls und Erhöhung der Suggestibilität (individuelle Beeinflussbarkeit psychomotorischer und psychischer Funktionen). Dabei bleibt das Bewusstsein erhalten und die Schutzreflexe intakt. Der Würgereflex wird dabei reduziert. Die Herabsetzung des Zeitgefühls und der entspannte Zustand ermöglichen es dem Kind, auch längere Behandlungszeiten zu akzeptieren. Zudem vermindert es die Zahnarztangst.

Absolut kontraindiziert ist die Methode u. a. bei akut respiratorisch erkrankten Kindern, Obstruktionen der Luftwege, Mittelohrentzündungen und erhöhtem cerebralem Druck.

Ziel der Inhalationssedierung in der Kinderzahnheilkunde ist die leichte Sedierung bei erhaltenem Bewusstsein (Conscious Sedation). Das bedeutet, das Kind sollte die Augen offen haben und auf Anweisungen adäquat reagieren.

Spezielle Lachgasgeräte (z. B. Matrx, Porter Brown, Accutron) für die Zahnheilkunde mischen Lachgas und Sauerstoff. Das titrierte Gemisch, wobei immer die kleinste notwendige Dosis verwendet werden sollte, wird über eine Nasenmaske kontinuierlich eingeatmet. Dabei kann nicht mehr als 50-70% Lachgas verabreicht werden. In den meisten Fällen reichen 20-30 % Lachgas zur Sedierung aus. Die Geräte besitzen einen so genannten "Nitro-lock", das bedeutet, dass kein Lachgas ohne Sauerstoff geben werden kann. Eine entsprechende Ausbildung ist erforderlich, um eine sichere Anwendung zu gewährleisten. Die Raumluftkonzentration wird durch integrierte Absaugsysteme, durch Lüften der Praxisräume, durch Verhindern von Sprechen des Patienten, Verwendung von Kofferdam, Kontrolle von Undichtigkeiten und Wartung der Geräte vermindert. Sie sollte auch durch Messungen regelmäßig überprüft werden. Nachteilig sind sicherlich die Kosten für die Anschaffung und für die Ausbildung.

Bei richtlinienkonformer Anwendung ist die Inhalationssedierung eine sehr patientenfreundliche Methode, die die Kinderbehandlung sehr erleichtert. Deshalb wird die Methode von der EAPD (European Akademie of Pediatirc Dentistry) auch als Methode der ersten Wahl angeführt.

Freitag, 12. November 2010
Zeit: 16:45-17:30 Uhr
Ort: CC, Fantasie
Ebene/Etage: C3
Dr. Jacqueline Esch

Dr. Jacqueline Esch 
 
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