Hals-Nasen-Ohrenärztliche Aspekte der Halitosis

Der Hals-Nasen-Ohrenarzt ist mit dem Symptom eines auffälligen Mundgeruches in seiner täglichen Praxis bei diagnostischen und therapeutischen Handlungen intensiv konfrontiert. Trotz der auffällig großen Zahl von Patienten mit Halitosis bitten nur relativ wenige Betroffene direkt um gezielte Beratung und Behandlung.

Auffällig intensiver Mundgeruch kann das Begleitsymptom unterschiedlicher spezifischer Erkrankungen des Hals-Nasen-Ohren-Gebietes sein.

Die Mundhöhle enthält aus Sicht des HNO-Arztes sehr charakteristische Strukturen, die mit Halitosis assoziiert sind. So gehören die Gaumentonsillen und die Zungengrundtonsille als Anteile des Waldeyer´schen Rachenringes zu anatomisch sehr variablen Strukturen an denen unterschiedliche Krankheiten vorkommen.

Die zweite wichtige Struktur in der Mundhöhle, die der HNO-Arzt bei seiner Untersuchung auch stets begutachtet, ist die Zunge. Die besondere Anatomie mit Papillen und Furchungen begünstigt die Entstehung von Mundgeruch. Ein sich an diesen Strukturen ausbildender Biofilm mit zellulären und bakteriellen Bestandteilen ist dafür verantwortlich. Für den HNO-Arzt ist es dabei aber wichtig, mögliche präkanzeröse und kanzeröse Veränderungen des Zungenepithels abzugrenzen, bei denen es charakteristischerweise zur Anhaftung anaerober Keime kommt. Bei Hypopharynx- und Larynxkarzinomen kann es bereits in sehr frühen Stadien der Erkrankung zur ausgeprägten Halitosis kommen auf Grund bakterieller Sekundärbesiedelung von Tumornekrose-bedingten Epithelläsionen.

Zu den häufigsten extraoralen Ursachen von Halitosis gehören Erkrankungen der Nase und der Nasennebenhöhlen. Störungen der physiologischen Nasenatmung auf Grund von anatomischen Engstellen verstärken einen oralen Mundgeruch, da offensichtlich die bakterielle Besiedelung auf der Zunge und den Tonsillen begünstigt wird. Eine weitere Quelle von Halitosis ist entzündliches Nasensekret, welches als typisches Begleitsymptom einer Rhinosinusitis über den Nasenrachen abfließt.

In der hals-nasen-ohrenärztlichen Praxis wird das Symptom Xerostomie häufig vorgetragen. Oft geht das beklagte Zeichen mit dem Symptom Zungenbrennen einher. Üblicherweise besteht dabei immer eine begleitende Halitosis.

Halitosis kann zuweilen auch als Früh- oder Leitsymptom von Erkrankungen im HNO-Bereich bewertet werden. In einer Reihe von Fällen kann Halitosis auch ein Indikator zur Entscheidung für eine operative Therapie sein. Bei diagnostischer Beurteilung und Behandlung von Halitosis sollte für Zahnärzte und andere ärztliche Kollegen eine HNO-ärztliche Untersuchung angestrebt werden, eine detaillierte Symptomerfassung und –bewertung ist mindestens erforderlich. Die Vielfalt möglicher extraoraler Ursachen macht dies erforderlich.

Sonnabend, 13. November 2010
Zeit: 14:45-15:15 Uhr
Ort: Forum, Konstant
Ebene/Etage: C
Prof. Dr. Oliver Kaschke

Prof. Dr. Oliver Kaschke 
 
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