Logo Deutscher Zahnärztetag Prof. Dr. Matthias Hannig (Homburg)
Prof. Dr. Matthias Hannig (Homburg)

Schmelzregeneration – ist das möglich?

Freitag, 9. November 2012
Zeit: 9:00-9:30 Uhr
Ort: CC, Harmonie
Ebene/Etage: C2

In diesem Übersichtsreferat wird das Potential azellulärer Verfahren zur biomimetischen Synthese von schmelzartigen Strukturen (= biomimetische oder bioinspirierte Schmelzregeneration) einer aktuellen Bestandsaufnahme und kritischen Wertung unterzogen. In den letzten Jahren sind verschiedene biomimetische Strategien zur Kristallisation und Aggregation von Apatiten beschrieben worden mit der Zielsetzung, die nano- und mikroskalig hierarchisch organisierte Topographie des natürlichen Schmelzes nachzubilden.

Neben der dreidimensional orientierten Aggregation von Apatitkristalliten wird vor allem die Strukturbildung von Apatitnanopartikeln über präformierte oder selbst organisierte organische Gerüste (scaffolds, templates) verfolgt, wobei dem Schmelzmatrixprotein Amelogenin oder auch Gelatine (Kollagen) diesbezüglich besondere Bedeutung zukommt. Als Reaktionsmedium werden dabei u.a. oberflächenaktive Substanzen oder EDTA unter quasi physiologischen Bedingungen (pH 6,0; 37 °C; 1 atm) eingesetzt. Mit den meisten dieser Syntheseverfahren können innerhalb von mehreren Tagen Apatit-Schichtbildungen generiert werden, deren Schichtstärke mehrere Mikrometer beträgt und die im Hinblick auf ihr ultrastrukturelles Erscheinungsbild (d.h. das Kristallitgefüge) sowie ihre chemische Zusammensetzung dem natürlichen Zahnschmelz durchaus weitgehend ähnlich sind. Die reproduzierbare Nachbildung der Schmelzarchitektur auf der mikrostrukturellen Ebene (d.h. die drei-dimensional organisierte Konfiguration der Kristallite in Form von Prismenstäben) stellt allerdings nach wie vor eine nur ansatzweise beherrschte Herausforderung im Rahmen der bioinspirierten Synthese schmelzartiger Strukturen dar.

Das Gros der biomimetischen Strategien zur azellulären Synthese schmelzartiger Strukturen wurde bis dato in vitro erprobt und muss daher im Hinblick auf die Anwendbarkeit unter Mundhöhlenbedingungen erst noch durch In-situ- und In-vivo-Studien validiert werden. Insgesamt betrachtet lässt sich basierend auf dem aktuellen wissenschaftlichen Kenntnisstand feststellen, dass derzeit noch kein azelluläres, nanotechnologisches Verfahren zur Verfügung steht, mit dem sich eine biomimetische Schmelzregeneration in klinisch- makroskopisch sichtbaren Schmelzdefekten realisieren ließe.
 
 
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