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Premiumpartner2015

124 Die Relevanz der richtigen Materialwahl Redaktion: Warum stehen klinische Forschungsergebnisse häufig im Widerspruch zu In-Vitro- Versuchen? Schäfer: Die In-Vivo-Situation ist durch eine hohe, zusätzlich noch individuell modifizierbare Komplexität charakterisiert. So ist es nicht nur ein Zelltyp, der in der Regel das Gewebe eines Organs ausmacht, sondern mehrere. Darüber hinaus wird das Gewebe mit Blut perfundiert und ist innerviert; eine Plethora an unterschiedlichen Faktoren und Botenstoffen wirkt daher auf die Zellen im Gewebe ein. Bislang können all diese Faktoren nicht in vitro abgebildet werden, so dass Diskrepanzen zwischen in vitro und in vivo Resultaten zu erwarten sind. In naher Zukunft jedoch wird es möglich sein, diese Komplexität in vitro nachzuahmen (z. B. Perfusions-Bioreaktoren,„Body on a chip“, Mehrfachzellkulturen, Organkulturen). Redaktion: Welche Fehler sind typisch in Versuchsanordnungen und warum müssen die Ergeb- nisse so vorsichtig interpretiert werden? Schäfer: Zellkulturansätze mit Biomaterialien sind deutlich komplexer als sog. 2D-Zellkultu- ren auf Plastikoberflächen. Grundsätzlich ist zu beachten, dass Biomaterialien Einfluss auf die Zusammensetzung des Zellkulturmediums nehmen. Unter Umständen testet man also nicht die Reaktion der Zellen auf ein Biomaterial, sondern auf ein verändertes Medium. Ein weiterer essentieller Faktor bei der Durchführung eines Experiments ist die Bestimmung der Zellzahl, mit der ein Experiment begonnen wird. Die Zellzahl wird in klassischen 2D-Ansätzen auf die Oberfläche des Kulturgefäßes bezogen. Im Fall von Biomaterialien ist diese Oberfläche meis- tens nicht bekannt oder verändert sich nach Benetzung des Biomaterials mit dem Medium. Ein Vergleich der Biomaterialien aufgrund von Zellexperimenten ist daher aus meiner Sicht nur bedingt möglich. Redaktion: Warum fühlen sich Zellen im Kollagen von Geistlich so wohl? Schäfer: Geistlich Kollagenmatrices werden so schonend wie möglich dezellularisiert und aufgereinigt, um die physiologische Zusammensetzung der Kollagene, deren Struktur und Architektur weitest möglich zu erhalten. Damit bieten wir den Zellen Strukturen an, die opti- mal auf ihre Bedürfnisse angepasst sind. Redaktion: Wir bedanken uns für das Gespräch.

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