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Premiumpartner2010

100 Verlorenes kompensieren, um Bestehendes zu erhalten Kokosnussschalen und Hundeknochenimplantate – ein Rückblick Schädelfunde aus Peru, datiert auf 2000 und 3000 v. Chr., beweisen: Die Medizinmänner von damals verfolgten das gleiche Ziel wie heutige Ärzte – sie waren auf der Suche nach geeigneten Materialien, um Knochendefekte von Patienten zu kompensieren. Knochen­ ersatz menschlicher oder tierischer Herkunft gab es noch nicht. Stattdessen bekamen ärmere Patienten Muscheln oder Kürbisschalen implantiert, während bei wohlhabenden Patienten Silber- oder Goldplatten unter die Haut eingebracht wurden, um offene Knochendefekte zu verschließen (Abb. 1). Man nimmt an, dass nahezu 70 Prozent der Patienten den schweren Eingriff überlebt haben und anschließend wieder genesen sind. Auch die alten Ägypter bevorzugten bei Schädeltrepanationen Silber als Ersatzmaterial, denn nach ihrer Auffassung war Silber das Material, aus dem die Knochen der Götter bestehen. Erstmals schriftlich erwähnt wurde eine Schädeldach-Rekonstruktion aus Gold im 16.  Jahrhundert von Fallopius (1523–1562). Gut 100 Jahre später beschrieb Job Janszoon van Meekeren in seinem Buch „Observatio- nes Medico-Chirurgicae“ (1668) einen ähn- lichen Eingriff, bei dem ein Hundeknochen als Ersatzmaterial bei einer Kriegsverletzung diente. Der russische Soldat überlebte die Operation, wurde aber anschließend vom Klerus mit der Begründung exkommuni- ziert, dass sein Kopf jetzt durch den Hunde- knochen verunreinigt sei. Nichtsdestotrotz blieben Tierknochen als Ersatzmaterialien sehr beliebt. Sowohl im 19. als auch Anfang des 20. Jahrhunderts folgten Versuche mit Gänse- und Kälberknochen, ausgekochten Kanin- chen- und Affenknochen, Ochsen- und Büffelhorn. Aber auch Implantate aus Silber, Blei und Elfenbein waren keine Seltenheit. So verwendete beispielsweise Jacques Joseph, einer der bedeutendsten Plastischen Chirurgen des 20. Jahrhunderts, Elfenbeinspäne für den Wieder- aufbau menschlicher Nasen. Das„Abfall“-Material stammte aus einer Fabrik, in der Klavierta- sten hergestellt wurden, und brachte ihm den Spitznamen„Nasenjoseph“ ein. In anderen Teilen der Welt waren die Methoden noch skurriler. So belegen Aufzeichnun- gen von Seefahrern im 19. Jahrhundert, dass dieVölker der Südsee Kokosnussschalen als Kno- chenersatz verwendeten. Abb. 1 Trepanierter Schädel, ca. 3500 v. Chr. Erste Operationen dieser Art fanden bereits vor über 10000 Jahren statt – doch erst die Inkas in Peru und Bolivien beherrschten Sie nahezu perfekt. Die Wundränder beweisen, dass auch diese junge Frau die OP überlebt hat. Das offene Loch war zuvor mit einer Goldplatte verschlossen worden. © Wikipedia, Muséum d‘Histoire Naturelle de Lausanne.

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