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Premiumpartner2013

170 „Vom Schadensbegrenzer zum Zahnraumdienstleister“ Reusch: Hier kann ich mich auf Hippokrates (460–370 vor Christus) beziehen: „Zuerst das Wort, dann die Arznei, dann das Messer.“ Das Gespräch sollte immer jedweder Diagnose undTherapie vorangehen. Ich erkläre meinen Patienten immer:„Der Einzige, der wirklich weiß, wo es ihn schmerzt, was er empfindet, wie er etwas empfindet, das ist der Patient selbst.“ Studien zeigen, dass während eines Gesprächs, bevor der Arzt die eigentliche Untersuchung beginnt, bereits 60 bis 90 % der Krankheiten diagnostiziert werden können (Quelle: Die Welt, 31. 12. 09). Mit technischen Untersuchungsmethoden erhält man Informationen über Größe, Dichte und Funktion von einem Organ und Organsystem. Nur im Gespräch erhält man aber Infor- mationen über das Wesen des Menschen und Einwirkungen von außen, die Organe schä- digen können. Das Gespräch ist eine einzigartige aussagekräftige Methode (Prof. H. Pillau, Allgemeinmediziner, München). 75 % der Patienten/innen empfinden die Gespräche mit ihrem Arzt als unbefriedigend. Hier- von sind: - 91 % der Ansicht, dass der Arzt zu wenig mit ihnen redet; - 89 %, dass der Arzt nicht genügend zuhört und auf ihre Fragen und Argumente nicht immer eingeht; - 87 %, dass der Arzt zu viele Fachausdrücke verwendet und zu wenig erklärt. (Untersuchung des Sprachwissenschaftlichen Instituts der Universität Hamburg) Die durchschnittliche Konsultationsdauer beim Arzt beträgt etwa 7,6 + 4,3 Minuten. Maximal 2 Minuten bleiben dem Patienten, um seine Nöte vorzutragen (Quelle: Münchener Medizini- sche Wochenschrift). Die Sprache der Mediziner dient vor allem der Verständigung unter den Medizinern selbst. Frisch approbierte Ärzte verwenden bereits rund 15.000 Fachwörter. Dies beinhaltet, dass Arzt und Patient meist in unterschiedlichen Sprachen miteinander reden. Angehende Ärzte lernen biologische Prozesse zu erfassen. Für Gefühle, seelische Regungen und die Bedeutung physischer und sozialer Lebensverhältnisse fehlt oft das Verständnis. Eine Untersuchung der Universität Göttingen an Medizinstudenten zeigte: Im Laufe des Studiums kommt es zu einem steten Zuwachs an biomedizinischen Wissen bei gleichzeitigem Verlust an psychosozialer Kompetenz. Meine ganz persönliche Meinung ist, dass bedingt durch die hohen Anforderungen an die Zulassung zum Studium und dadurch, dass man dafür sorgen muss, speziell bis zum Physi- kum nicht„ausgesiebt“ zu werden, viele Studenten zu Egozentrikern erzogen werden. 5 von 6 Ärzten benoten den Stellenwert der Kommunikation zwischen Arzt und Patient mit „sehr bedeutsam“. Nur 12 % geben an, während des Studiums in Kommunikation geschult worden zu sein. Die Mehrheit räumt jedoch ein, dass„sprechende Medizin“ zu wenig beach-

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